"Compliance funktioniert im Unternehmen nur ganzheitlich und damit bereichsübergreifend", sagt Dr. Rainer Markfort, stellvertretender Vorstandssprecher des Deutschen Institutes für Compliance (DICO), im BME-Interview.
Der BME hat mit Dr. Rainer Markfort, stellvertretender Vorstandssprecher des Deutschen Institutes für Compliance (DICO) und Partner der globalen Wirtschaftskanzlei Dentons im Büro Berlin, folgendes Interview* geführt:
Markfort: Manche Unternehmer machen es sich sehr einfach, indem sie sagen, dass sie selbstverständlich die Gesetze befolgen und sich deshalb mit dem Thema „Compliance“ nicht weiter beschäftigen müssten. Dabei denken sie häufig, dass sie für alle ihre Mitarbeiter die Hand ins Feuer legen könnten, denn die Beschäftigten wüssten genau, was ihr Chef von ihnen erwarte. Dies führt zu der irrigen Annahme, dass man auf Management-Systeme verzichten könne: Compliance funktioniere doch auch so!
Dazu sage ich ganz klar: Diese Haltung passt nicht mehr in unser heutiges Denken. Ich erinnere an die Zeit, als die deutsche Wirtschaft das Qualitätsmanagement einführte. Damals herrschte die Meinung vor, dass das Know-how in den Köpfen unserer Meister sei, wir stets die beste Qualität lieferten und besser als der Wettbewerb seien. Wofür brauchen wir dann Qualitätsmanagementsysteme?, hieß es damals. Diese Frage stellt sich heute nicht mehr. Längst ist klar, dass sich mit entsprechenden Methoden eine noch viel höhere Qualität erreichen lässt. Sie ist auch erforderlich, um im Wettbewerb zu bestehen. So ähnlich verhält es sich mit den Methoden der Compliance.
Das heißt aber nicht, dass ein mittelständisches Unternehmen bei der Einführung eines Compliance-Management-Systems gleich eine Vielzahl von Compliance-Officern beschäftigen muss. Nein, der Betrieb muss sich diesem Thema nur methodisch richtig nähern. Dazu muss man die Risiken erkennen und geeignete Maßnahmen zu deren Begrenzung ergreifen. Außerdem ist eine angemessene Compliance-Organisation erforderlich, das heißt es muss Personen im Betrieb geben, die sich mit Sachverstand um das Thema kümmern.
Es gibt auch auf der anderen Seite aber auch Unternehmer, welche zwar die Regeln in Deutschland befolgen, die aber die Meinung vertreten, dass das im Ausland schlichtweg nicht machbar sei. Diesen Leuten ist kaum zu helfen. Sie haben nicht verstanden, dass sich die Welt in diesem Punkt gerade dramatisch verändert. Sie gehen zudem bewusst das Risiko strafrechtlicher Verfolgung ein und schaden damit sich und ihrem Unternehmen – und ignorieren, dass gute Compliance mittelfristig die wirtschaftlichen Ergebnisse stärkt und nicht schwächt.
Der US-amerikanische Großinvestor Warren Buffett hat es auf den Punkt gebracht: „You can’t make good business with bad people.“ Die sorgfältige Auswahl von Geschäftspartnern sowie eine gute Geschäftspraxis ist letztlich ein Garant für den wirtschaftlichen Erfolg.
Deutschland steht an der Spitze und das hat einen einfachen Grund: Wir sind Exportweltmeister. Die meisten unserer Geschäfte spielen sich im Ausland ab. Das gilt für unsere Nachbarn nicht in dem Maße. Aufgrund des schwunghaften Außenhandels kamen deutsche Firmen relativ früh mit moderner Compliance in all ihren Facetten in Kontakt. Konzerne wie Daimler oder Siemens erfuhren vor rund zehn Jahren am eigenen Leibe, was es bedeutet, wenn man in das Visier US-amerikanischer Ermittlungsbehörden gerät. Das sorgte für einen nachhaltigen Lerneffekt. Die deutsche Wirtschaft entdeckte in der Folgezeit nicht nur wirkungsvolle Methoden, sondern entwickelte den Bereich Compliance kontinuierlich weiter. Das hat auch das Verhalten unserer Nachbarländer positiv beeinflusst. Ich komme beispielsweise gerade von einer Konferenz der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Teilnehmer aus Polen und Frankreich erzählten mir, dass dort das Verständnis und Interesse für die Umsetzung von Regelkonformität im Geschäftsalltag gerade erwacht.
Compliance funktioniert im Unternehmen nur ganzheitlich und damit bereichsübergreifend. Zunächst ermitteln wir mit einer Risikoanalyse die Prioritäten des Betriebes. Dazu zählen vor allem der Umgang mit Korruption und das Kartellrecht. Wir untersuchen auch branchenspezifische Risiken wie beispielsweise die Zusammenarbeit mit externen Vertriebsleuten. Am Ende dieses Prozesses schlagen wir Maßnahmen zur Risikominimierung quer durch alle Firmenbereiche vor. Dazu müssen Regeln formuliert und die Mitarbeiter darüber informiert werden. Schlussendlich kann der Betrieb auf ein gut funktionierendes Compliance-Management-System zurückgreifen.
Bei der Vergabe von Gütesiegeln stellt sich immer die Frage, wer es herausgeben und sich damit dafür verantwortlich zeigen soll. Ich bin da skeptisch. So gibt es im Bereich der Bio-Lebensmittel zwar eine Vielzahl von Gütesiegeln. Allerdings ist unklar, welchen von ihnen der Verbraucher bedenkenlos vertrauen kann. DICO und BME wollen interessierten Unternehmen vielmehr dabei helfen, ein Bewusstsein für das wichtige Thema Compliance zu entwickeln und mit ihnen gemeinsam maßgeschneiderte Lösungsmöglichkeiten erarbeiten.
*Das Interview führte Frank Rösch, BME.
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